Dr. Bettina Wehner
Altona und seine Kultur
roter Punkt
Existenzsicherung für das Altonaer Museum
7. Februar 2013

Die 2008 gegründete "Stiftung Historische Museen Hamburg", in der das Altonaer Museum, das Hamburgmuseum, das Helms-Museum und das Museum der Arbeit einschließlich ihrer Außenstellen zusammengefasst wurden, ist seit Oktober 2012 Geschichte.

Am 30. Oktober 2012 verkündete die Kulturbehörde in einer Pressemitteilung die "Neuausrichtung der Stiftung Historische Museen: Verselbständigung in Harburg und Bergedorf". Sprechen wir Tacheles: Die Verkürzung der Stiftung um das Helms-Museum und das zuvor zum Altonaer Museum gehörige Rieckhaus wie gleichermaßen das Bergedorfer Museum ist damit vollzogen. Über den geplanten Neuzuschnitt der Stiftung besteht/bestand große Uneinigkeit in der Bürgerschaft. Er wurde daher in einer Sitzung des Kulturausschusses der Hamburger Bürgerschaft mit Expertenanhörung am Montag, 19. November 2012, im Altonaer Rathaus noch einmal diskutiert.
In vielen Redebeiträgen wurde dabei deutlich, dass die Neuregelung bei der Opposition in vielen Punkten auf Bedenken stieß. Immerhin: Das Altonaer Museum bleibt dauerhaft erhalten.- Das Haus wird zur Zeit (Januar bis April 2013) renoviert und arbeitet mit Elan an seiner Neuinszenierung im Mai 2013. (Stand vom 7.Febr. 2013)

Es folgt mein persönliches
Protokoll der Sitzung des Kulturausschusses der Hamburger Bürgerschaft mit Expertenanhörung am Montag, 19. November 2012, im Altonaer Museum

Anwesend: die Museumsdirektoren, die Vertreter der Freundeskreise, die Vertreter der Stiftung als Experten sowie natürlich die Abgeordneten der verschiedenen Parteien, die dem Kulturausschuss angehören, ferner (last not least) die Kultursenatorin mit einigen ihrer Fachleute.

Es wird vereinbart, zunächst über die Herauslösung Bergedorfs zu sprechen, dann über die Herauslösung Harburgs, danach über "das Übrige"; letzteres meint die Stiftung, ihre Aufgaben, ihre Strukturierung.

Bergedorf:
Frau Kosok (Hamburg-Museum) meint, dass mit der Herauslösung von Bergedorf die Aufgabe der Stiftung in Frage gestellt wird; das spricht auch Herr Hinrichsen (Altonaer Museum) aus. Die Herauslösung sei zwar aus lokalpatriotischem Gesichtspunkt von Nutzen für Bergedorf, aber der Stiftungsgedanke werde beschädigt, und für Altona sei das in finanzieller Hinsicht eine mittlere Katastrophe.

Herr Dornquast (Bergedorf) stellt heraus, dass die Bergedorfer Museen künftig dem Bezirk zugeordnet werden sollen; eine A12-Stelle sei bereits vorgesehen. Ein Beirat von 9 Personen solle die Museumsleitung unterstützen, fünf Mitglieder sollen von der Bezirksversammlung kommen.

Frau Kosok sagt, dass das Prinzip der Kostenneutralität, das die Drucksache (5704) einfordert, nicht eingehalten werden könne. Kritisch äußert sich auch Frau Baumann, die sich übergangen fühlt. Sie hatte eine Ausarbeitung vorgenommen, die nicht berücksichtigt wurde. Weitere kritische Stimmen schließen sich an. Frau Kosok sagt wörtlich: "Bergedorf spielt in einer anderen Liga" als die anderen Museen, kann also nicht ganz mithalten (meine Anm.). Auch die Abgeordneten sehen die Herauslösung Bergedorfs kritisch, außer natürlich der SPD. Am deutlichsten wird Herr Gladiator (CDU), der daran gar nichts Positives erblicken kann.

Nach einer kurzen Pause wird zunächst klargestellt, dass Neuengamme nicht tangiert sei; Neuengamme stehe in der Verantwortung von Gesamt-Hamburg.

Harburg:
Herr Hornberger (Helms-Museum) wehrt sich gegen den Begriff "Regionalisierung", der im Zusammenhang mit Herauslösung von Museen mehrfach fiel. Er meint, das Helms-Museum könne in der Selbständigkeit sein Profil stärken. Herr Weiss (Direktor des Helms-Museums) führt aus, dass an eine Angliederung an den Bezirk nie gedacht worden sei. Das Helms-Museum sei eine Stiftung öffentlichen Rechts. Herr Weiss hält gemeinsame Depots für wichtig. Da, wo es der Sache diene, bestehe Zusammenarbeit mit der Stiftung, meint er.

Frau Kosok und Frau Baumann&xnbsp;nehmen auch im Falle Harburgs eine ablehnende Haltung ein. Insgesamt wird aber die Herauslösung Harburgs aus der Stiftung doch eher verstanden als die der Bergedorfer Museen.

Herr Hackbusch (Linke, Ausschussvorsitzender) fordert wegen der fortgeschrittenen Zeit (20:00 h) eine politische Entscheidung über eine weitere Expertenanhörung. Herr Sander (Vorstand und kaufmännischer Leiter der Stiftung) will aber die Stiftungsstruktur noch behandelt wissen. Mit Blick auf die nahende Verabschiedung des Haushalts wird über die künftige Stiftung noch kursorisch gesprochen. Herr Meier vom Stiftungsrat merkt an, die historischen Museen seien völlig unterausgestattet. Frau Kosok stellt heraus, dass an die Stiftung Erwartungen herangetragen würden, die keiner bezahlen will. - Das soll detailliert in einer weiteren Besprechung thematisiert werden.

Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo Frau Kisseler großzügig den "neuen" Stiftungsgedanken umschreiben kann. Es sei bisher nicht gelungen, aus der Stiftung eine Sache aus einem Guss zu machen. (Na, Jetzt aber!) Es sei wichtig, ein "gebündeltes Potential" zu schaffen. Die Herauslösung von Bergedorf und Harburg verhindere nicht die Kooperation. Nachdem schließlich noch eine Tarifkostensteigerung von 0,88% erwähnt und die Möglichkeit von Personalüberleitungsverträgen angedeutet worden ist, wird die letzte Runde eingeleitet: Die Parteien dürfen noch einmal – in der Reihenfolge ihrer prozentualen Größe - ihre Statements abgeben.

Parteienstatements:
Gabi Dobusch (SPD) über Bergedorf: "kleine, feine Museumslandschaft". Weiter: Die Gesamtstiftung habe nicht auf Harburg gepasst; es verbleibe aber trotzdem keine "Reststiftung". Hebt den dauerhaften Erhalt der Museen als positiv heraus. (Das ist in der Tat der einzige positive Punkt, auch meiner Meinung nach.)

H. Wersich (CDU): Nur die SPD sei mit der Herauslösung von Bergedorf zufrieden. Kein Problem der Hamburger Museen - außer Harburg - sei gelöst worden. (Ich finde, der Mann hat Recht.)

F. Götsch (Grüne): Ausgliederung Bergedorfs nicht nachvollziehbar. Helms-Museum liege noch etwas anders.

F. Suding (FDP): Mit der Umstrukturierung sind die Probleme nicht vom Tisch. Geht auf die explodierenden Kosten ein.

H. Hackbusch (Linke): Die Drucksache (5704) sei nicht irgendeine, Halbzeit der Legislaturperiode. Spricht die resignative Stimmung an, die sich ausbreite.

F. Kisseler (Kultursenatorin) erklärt die mangelnde Aufbruchstimmung mit der knappen Finanzlage.

H. Gladiator (CDU): Wie sollen die Mehrkosten gedeckt werden? Macht den Vorwurf, dass nicht genau gerechnet wurde.

Abstimmung über P.1 und 2 des Antrags der SPD. Für Bergedorf und Harburg wird ebenfalls der Bestandsschutz übernommen.
Download Text 'Existenzsicherung für das Altonaer Museum'

Museum Altona


Gedanken über die künftige Profilierung des Altonaer Museums
13. März 2012

Betrachtet man die Hamburger Museumslandschaft und speziell die zur Stiftung Hamburger Museen gehörenden Museen der Arbeit, das Hamburgmuseum und das Hafenmuseum, so fällt eines auf: Die genannten Häuser haben ein klares Thema, um das herum sich ihre Ausstellungen und ihre Exponate zentrieren. Das Altonaer Museum dagegen hat kein klar umrissenes Oberthema; es gleicht einem Flickenteppich:
Da sind die Bauernhäuser und –einrichtungen, da ist die Vierländer Kate, die Gemäldeausstellung, die Faillancen, um nur einige Teile zu nennen. Das Museum hat in der Vergangenheit Teile seiner naturkundlichen Sammlungen an das Helms-Museum abgegeben, und im Moment macht gerade Bergedorf Anstrengungen, das Rieck-Haus, das dem Altonaer Museum zugehört, für sich zu reklamieren und zusammen mit dem Bergedorfer Schloss zu betreiben.
Fazit: Das Altonaer Museum muss aufpassen, dass es sich nicht verzettelt. Zudem muss es aufpassen, dass es nicht zum Selbstbedienungsladen anderer Museen wird. Beidem gilt es energisch gegenzusteuern.

Das Altonaer Museum sollte sich konsequenter thematisch ausrichten. Oberthema: Altona - Geschichte und Gegenwart
- Themenschwerpunkte:
- Beziehung zu Dänemark
- Beziehung zu Hamburg
- Geschichte Ottensens – Gewerbeschwerpunkte in Ottensen – Leben in
   Ottensen heute
- Kulturelles Leben in Altona in Vergangenheit und Gegenwart
- Vielschichtiges Altona: Jüdisches Leben, bürgerliches Leben, Gewerbe,
   Fischerei, das Kapitänsviertel, Migranten.
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Besuch im Stadtlabor des „historischen museum frankfurt“ (hmf)

Die Initiative "Altonaer Museum bleibt" besuchte am 26/27. Juni 2011 auf Vermittlung von Dr. Elisabeth von Duecker das "Stadtlabor", dessen partizipatives Ausstellungskonzept Teil des Gesamtkonzepts des hmf ist. Neu ist hierbei, dass der Besucher die Wahl hat, unter verschiedenen thematisch bezogenen Beiträgen auszusuchen; er wird nicht gezwungen, sich auf eine (autoritäre) Darreichungsform einzulassen (auctoriales Konzept). Ziel des Museumsbesuchs war es, Anregungen für eine Neukonzeption des Altonaer Museums zu bekommen. (...)
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„Museum der Stadt Altona“

Das Altonaer Museum wurde 1863 gegründet und befindet sich seit 1901 am jetzigen Standort am Platz der Republik. Es war das Museum der Stadt Altona, die erst 1938 in Hamburg eingemeindet wurde. Neben dem Museum der Arbeit, dem Helms-Museum in Harburg und dem Museum für Hamburgische Geschichte gehört das Altonaer Museum zur Stiftung Historische Museen. Mit seinen 640 000 Exponaten ist es ein sehr großes Haus.

Da das Museum seit Jahren die Erhaltungskosten durch Eintrittsgelder nicht zu decken vermochte, verfügte der Hamburger Senat mit Bürgermeister Ahlhaus und Kultursenator Stuth als Verantwortlichen Oktober 2010 seine Schließung zum Jahresende. Über 20000 Unterschriften unterstützten einen Bürgerprotest, der die Schließung verhinderte - aber noch ist das Haus nicht gerettet. Es soll im Rahmen der Stiftung Historische Museen ein neues Konzept erstellen, das für Besucher attraktiver ist und letztlich die Einnahmen erhöht. Seit 1. November arbeitet eine Bürgerinitiative an dieser Existenzsicherung.

Museum Altona    Museum Altona

Das Museum verdient unser aller Engagement und Fürsorge, denn es hat Bedeutung über Hamburg hinaus für den norddeutschen Raum. Für uns Altonaer stellt es geradezu einen Teil unserer Identität dar mit seinen Exponaten aus unserer ureigenen Geschichte, ob Kunst, Kultur oder Alltag.

Das Altonaer Museum ist für mich ein besonders wichtiges Thema.

zum Download:
Existenzsicherung Altonaer Museum, 13.2.2013
Das Altonaer Museum, 6.12.2010
Altonaer Museum erhalten!